Dienstag, 4. August 2015

Hinsetzen und genießen - ein Bericht der letzten beiden Tage

Da wir die letzten Tage leider nicht dazu gekommen sind einen Bericht zu verfassen, bekommen Sie heute die doppelte Portion. Einfach zurücklehnen und genießen...
Die Ferienfreizeit in den Bergen hat den Gipfel überschritten, die Wege werden länger, der Atem kürzer, heute blieb er stehen. 
Es ist Sonntag morgen, Tag der Bergmesse, 7:30 Uhr Morgenappell, eine halbe Stunde früher als gewöhnlich. Die Frisuren sitzen nicht. Der Morgen beginnt eingespielt und gewohnt mit einem üppigen Frühstück, zahlreiche Brötchen erblicken kurz das Licht des herberglichen Speisesaals und verschwinden dann geschreddert in Kinder- und Leitermündern. Was nicht den direkten Weg in die Energiereserven findet, wird als Nachschub in die Lunchboxen nachgeladen. Pünktlich getaktet fahren wir gruppenweise zur Bahnstation am Fellhorn. Das Wetter macht Sorgen. Diesige Wolken hängen über der Straße und der Berg liegt im Verborgenen. Wir fahren trotzdem hoch. Zu verlockend ist die Gondelfahrt und auch die Messe im Schoß der Schöpfung lässt uns vorwärts blicken. Oben ist es noch nebeliger, wie eine matte Wolke aus Watte hängt die klare Luft. Ein  faszinierendes Bild, allerdings bleibt das versprochene Panorama verborgen. Der Pfarrer aus Oberstdorf moderiert die Messe nach wetterbedingter Verzögerung schnörkellos, aber sehr sympathisch an. Ein Trentinerchor begleitet 14 unserer Ministranten und den Kaplan mit ihrem Acapellagesang durch das Meer aus in moderne Sportbekleidung und regenfeste Tüten eingepackte Senioren, das sich von der sicheren Stationstrasse über die breiten Treppen bis hin zu dem Festplateau erstreckt, auf dem die Messe stattfindet. Der Chor ist sagenhaft und der Pfarrer überzeugt sofort auf seine unkomplizierte, sehr ruhige und menschenzugewandte Art. Die begeisternde Predigt ruft dazu auf, nicht nur als Schönwetterchristen zu verharren, sondern anzupacken und sich auf den Weg zu machen. Nach der Messe geht es zu einer ausgiebigen Pause an den von Gipfeln umringten See. Der Himmel beginnt aufzuziehen und nach der kräftigen Stärkung fahren alle wieder nach unten, um mit einer kleinen gemeinsamen Wanderung bei Sonnenschein den Tag abzurunden. Vor der abendlichen Speisung der 140 heißt es Abschied nehmen von unserem Pastoralreferenten Markus Vilain und dem Kirchenmusiker Daniel Kirchmann, die unsere Fahrt sehr bereichert haben. Nach dem Abendessen winkt der große Preis mit Fragen aus den verschiedensten Kategorien. Jetzt weiß jeder Teilnehmer, dass es den 5. Oktober 1582 nicht gab, weil der Julius seinen Kalender an den Gregor abgegeben hat. Nach dem Abendimpuls nun aber Husch husch ins Körbchen, die Leiter treffen sich noch zu notwendigen Teambesprechung. Eine gelungene Kommunikationsstruktur erleichtert diese Runden.

Der nächste Tag geht wieder weiter weg vom Haus. Wir kennen unsere Umgebung immer besser und das Wetter erlaubt es längere und weitere Strecken zu machen. Die Gruppen 1-3 wandern, die anderen brechen auf, um einen ganzen Tag am Freibergsee zu verbringen. Da der Autor dieser lumpigen Zeilen sich mit den erstgenannten auf die Reise begibt, sei es ihm verziehen, wenn er auch nur darüber berichten wird. Es geht wieder aufs Fellhorn, denn nachdem vorangegangenen Tag will die Gruppe das Panorama gesehen haben und die ursprünglich geplante Wanderung weicht einer atemberaubenden Gipfelbegehung zurück zur Jugendherberge. Zuerst trippeln alle Mann von der Mittelstation auf über 2030 Meter. Das Gipfelkreuz im Rücken fällt der Blick auf zahlreiche Berge, Felsen und Täler. Die Sonne steht am wolkenlosen Himmel und es erstreckt sich ein atemberaubendes Bild hinter dem anderen. Wie eine Herde schlafender Drachen ragen die Felsen spitz aus den grünen Bergkuppen heraus. Dieser Ausblick muss genutzt werden und wir feiern die heilige Messe inmitten Gottes wundervollen Werkes. Jeder wird sich in diesem Moment bewusst, was für ein Geschenk das eigene Dasein und der privilegierte Lebenswandel ist und wir verneigen uns dankbar vor der Erhabenheit der Natur, für die wir nur ein Wimpernschlag im Wehen der Zeit sind. Weiterhin begleitet vom Kaplan wandern wir über einen schmalen Grad auf dem Rücken des Drachen und mit uns springen die Insekten von Wildblume zu Wildblume, die sich rechts ins deutsche und links ins österreichische Tal hinabstürzen. Der anspruchsvolle Pfad ist gut zu meistern und immer steht uns die Sonne im Rücken. Nach der längeren Strecke über den Wipfeln der Bäume und im regelmäßigen Abstand durch Grenzsteine abgesteckt geht es immer weiter abwärts Richtung Kornau. Es geht über Kuhweiden und durch einen kleinen Wald. Am Ende stehen alle erschöpft und glücklich im Hof der Herberge und da die Sonne weiterhin brennt kommt es unvermeidlich zur Wasserschlacht. Nach dem Abendessen, das sich vorausschaubar auf das Ereignis der kollektiven Lebensmittelvernichtung beschränkt, steht das Spiel Schlag den Leiter auf dem Programm. Liebevoll von den Leitern vorbereitet treten dabei Teilnehmer und Leiter gegeneinander im Mehltauchen, Wackelpuddingwettessen und vielen anderen Disziplinen an. Am Lagerfeuer geht auch dieser erlebnisreiche Tag beim Abendgebet in Gottes Händen zu Ende und wir dürfen uns geborgen wissen in seiner Liebe. So mancher wird noch von den Impressionen des Tages träumen.

Ein Bericht von Simon Gierlich

1 Kommentar:

  1. Grüß Gott nach Oberstdorf ,

    danke für die schönen täglichen Eindrücke mit den aussagekräftigen Fotos.
    Da möchte sich man glatt noch mal Jahrzehnte zurückversetzen lassen , um dabei sein zu können.
    Allen weiterhin viel Freude , bleibende Eindrücke , noch hoffentlich einige sonnige Tage und ....
    Danke besonders an alle , die sich haupt - oder ehrenamtlich für diese Freizeit und die Kinder und Jugendlichen engagieren.

    Herzliche Grüße
    Monika Rosen

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